Zeitenspiegel Reportagen

Zeitenspiegel-Dokus auf Arte

06.01.2020

Zum Jahresende, im Dezember 2019, hat der deutsch-französische Sender Arte gleich zwei neu produzierte Dokumentationen von Zeitenspiegel-Reporter Carsten Stormer erstmalig ausgestrahlt. Beide sind bis März in der Mediathek abrufbar.

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Sinnsuche in Sibirien: Jesus aus der Taiga und seine Jünger.

Ein ehemaliger russischer Polizist behauptet, der wiedergeborene Jesus Christus zu sein. In den Wäldern Sibiriens hat er ein paar tausend Schüler um sich geschart. Darunter auch zwei Dutzend Deutsche. Ihr Ziel ist es, eine neue Gesellschaft zu erschaffen.  1991 hatte der ehemalige Polizist Sergei Torop ein Erweckungserlebnis. Seitdem nennt er sich Wissarion und behauptet, der wiedergeborene Christus zu sein. In den Wäldern Sibiriens gründete er die Kirche des Letzten Testaments. Während die Sowjetunion zerfiel und damit die Grundordnung vieler Russen, scharten sich immer mehr Menschen um den sibirischen Jesus und seine ökologisch-spirituelle Lehre. Seine Anhänger nennen sich die „Einige Familie“, gründeten Dörfer und versorgen sich weitestgehend selbst. Das Grundprinzip dieser Gemeinschaft ist es, sich gegenseitig zu helfen und „bessere Menschen zu werden“. Sie wollen eine neue Gesellschaft auf Erden schaffen und damit die Wiedergeburt in eine bessere Welt. Inzwischen leben in dieser Gemeinschaft etwa 4.000 Menschen.

Auch die Deutschen Siegfried Werning und Anais Spätgens sind dem spirituellen Ruf gefolgt und haben ihr komfortables Leben in Deutschland gegen ein entbehrungsreiches in der Taiga getauscht. Doch sie alle behaupten von sich, dass in den Wäldern Sibiriens eine lebenslange spirituelle Suche zu Ende gegangen sei. Für sie ist klar: Wissarion ist der wiedergeborene Jesus Christus. Eine spirituelle Gemeinschaft, die glücklich im Einklang mit sich selbst und der Umwelt zu leben scheint.

Zum ersten Mal ausgestrahlt wurde die Doku am 6. Dezember 2019. Online ist das Video noch bis zum 4. März 2020 abrufbar:

https://www.arte.tv/de/videos/086138-063-A/re-sinnsuche-in-sibirien/

Die Toten von Stalingrad: Auf der Suche nach gefallenen Soldaten

Noch gelten schätzungsweise zwei Millionen Rotarmisten und eine Million deutsche Wehrmachtssoldaten als vermisst. Russische Freiwillige graben auf den ehemaligen Schlachtfeldern nach ihren Überresten. Daraus ist eine landesweite Bewegung geworden. Sie nennen sich: die Sucher.

Bis heute ist der Krieg für viele Familien nicht beendet; denn sie wissen nicht, was aus ihren Vätern oder Brüdern geworden ist. Sie fragen sich, welches Schicksal ihre Angehörigen erfahren haben. In einem sumpfigen Wald, hundert Kilometer von Sankt Petersburg, graben ein Soziologieprofessor und sein Team nach Vermissten. Für den Akademiker ist die Suche und Identifizierung von vermissten Soldaten zu einer Lebensaufgabe geworden.

Auf dem ehemaligen Schlachtfeld Stalingrad holt eine Gruppe Tartaren Gefallene aus dem sandigen Boden. Auch ein französischer Pathologe hat sich den russischen Suchern angeschlossen und verbringt seit Jahren seine Urlaube mit Metalldetektor und Spaten in der russischen Steppe. „Re:“ wird Zeuge, wie die Suchteams vermisste Soldaten finden und andere Freiwillige den Enkel eines Gefallenen zu dem Ort führen, an dem sein Großvater starb und dessen sterbliche Überreste, gemeinsam mit tausend weiteren unbekannten Soldaten, in einer feierlichen Zeremonie in einem Massengrab beigesetzt werden. Mehr als sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Wunden, die die Schlachten von Stalingrad oder Mjasnoi Bor hinterlassen haben, noch immer nicht ausgeheilt.

Zum ersten Mal ausgestrahlt wurde die Doku am 18. Dezember 2019. Online ist das Video noch bis zum 16. März 2020 abrufbar:

https://www.arte.tv/de/videos/086138-062-A/re-die-toten-von-stalingrad/