Zeitenspiegel Reportagen

So wird ein Schuh draus

Erschienen in "natur" 10/19. Fotos: Fabian Weiss

Von Autor Markus Wanzeck

Vor fast 40 Jahren öffnete Heini Staudingers erster Schuhladen – das Geld dafür schnorrte er bei Freunden. Heute leitet er die Waldviertler-Schuhwerkstatt, eine Anti-Globalisierungsfirma, die lokal, sozial und nachhaltig produziert. Und die bekannt wurde, weil sie sich Geld von Freunden schnorrte.

Schuhproduktion in Oberösterreich: eine ziemliche Sensation eigentlich. Ein Anachronismus. Viel zu teuer in globalisierten Zeiten. Die deutschen, die schweizerischen, die österreichischen Schuhe sind längst nach Ostasien ausgewandert. Wie die Radios. Die Fernseher. Die Computer. Als die Fabriken Anfang der 80er Jahre immer zahlreicher in den Fernen Osten übersiedelten, wurde das Waldviertel zur Krisenregion. Von den einst 15.000 Jobs in der Textilbranche sind ein paar Hundert geblieben.

In der 5000-Seelen-Stadtgemeinde Schrems kurz vor der tschechischen Grenze aber, zwei Autostunden nordwestlich von Wien, wurde die Zeit zurückgedreht. Von einer Firma, die statt mit Lohn- mit Lebensqualitätserhöhungen punktet. Die als kommunistisch angehauchter, kollektivwirtschaftlicher Betrieb begann und sich von diesen Anfängen nie ganz emanzipiert hat. „Verrückterweise“, sagt selbst Firmeninhaber Staudinger, „ist diese Gründung geglückt.“ Und verrückterweise geht es dieser unwahrscheinlichen Schuhwerkstatt so gut wie nie zuvor.

Die Reportage von Markus Wanzeck (Text) und Fabian Weiss (Fotos) ist erschienen in “natur” 10/19:

https://www.wissenschaft.de/magazin/natur-archiv/rettet-das-blaue-herz/