Zeitenspiegel Reportagen

Wie ich Galizien mitten in Europa fand

Erschienen in "Lufthansa Magazin", 11/18

Von Autor Jan Rübel

Galizien liegt im Nordwesten Spaniens? Von wegen. So hieß ein untergegangenes Reich in Mitteleuropa. Unser Autor suchte es – er traf auf einen magischen Stein, Phantomschmerzen und die Folgen höherer Mathematik.

Es begann mit einem Missverständnis. Ich hatte im „Marjellchen“ gesessen, einem Altberliner Lokal im Westen der Stadt, mich an Beetenbartsch und Schmandschinken gelabt – da geriet mein Begleiter ob dieser alten Gerichte des Hauses aus Ostpreußen, Schlesien und anderswo ins Schwärmen. „Was wir heute Osten nennen, ist das Zentrum Europas“, rief er, vielleicht auch unter Eindruck des recht alkoholischen Danziger Goldwassers. „Und nur ein paar Kilometer südlich von Galizien, da wurde gar einmal der geographische Mittelpunkt Europas festgelegt!“

Ich lachte, Galizien liege doch vielmehr am Rand Europas, schließlich landeten westlich von Spanien nur die Wellen des Atlantiks an. Er schalt mich meiner Unkenntnis. Und dozierte über „Galicien“ sowie „Galizien“, wobei letzteres ein vor hundert Jahren untergegangenes Reich gewesen sei, ein multiethnischer Traum voller Kultur, Wissenschaft und ja, guten Essens; eine Region zwischen Krakau und Lemberg, also heute Polens und der Ukraine, damals Kronland des Habsburgischen Kaisers. In meiner Ehre gekränkt hielt ich dagegen. Niemals fände sich dort ein Mittelpunkt, auch kein geografischer. Die Zeiten seien heute andere, tönte ich und schlug eine Wette vor.

Zu diesem vermeintlichen Zentrum Europas wollte ich hin. Und beweisen, dass in Galizien keinerlei Mittiges zu erkennen, es nur ein Wort für Geschichtsbücher geworden sei.

In Krakau angekommen, verschaffte ich mir einen Überblick und stieg entlang einer roten Ziegelmauer hoch zum Wawel, jener alten Residenz der polnischen Könige. Obgleich Krakau das Westportal zu Galizien sein sollte, erschien es mir mehr als globaler Hotspot. Als ich vom Gold der Altäre aus der Kathedrale geblendet in den letzten Hof trat, wandelten dort polnische Paare mit ihren Kindern, eine Gruppe Mexikaner bestaunte die Rundbogengänge ringsum und drei Inder hielten in der linken Ecke ihre Hände an die Wand, minutenlang; einer hinduistischen Legende zufolge hatte der Gott Shiva sieben Steinen magische Kraft eingehaucht, sie auf die Erde geworfen – und einer sei hier, tief unter der Gereonkapelle verborgen. Den Schlosswächtern auf ihren Segways gefiel dies gar nicht, sie ließen aber die Inder in Frieden, während sie auf dem Boden meditierende junge Hippies aufscheuchten.

Als ich mich umdrehte, blitzte südlich etwas auf. Die Weichsel funkelte seltsam und lockte. Am anderen Flussufer verlor ich mich aber rasch in einem Neubauviertel, Kräne hievten die Fenster für prächtige Townhouses hoch, da fiel ein fünf Meter langes Laken über einer Hinterhofbar ins Augenmerk, auf dem übergroß ein Satz gestickt worden war: „Polen! Noch eine Anstrengung…“, übersetzte mir ein Passant. Was war damit gemeint? Keiner wusste es. Man nannte mir die Adresse der Künstlerin und ich fuhr zu Monika Drozynska in die Altstadt. „Die Stickerei bildet einen Teil meiner urbanen Installationen“, sagte die 38-Jährige in ihrem Studio, wieder in einem Hinterhof. „Der Satz ist ein Aufruf, am Nationalfeiertag nicht bierernst zu marschieren, sondern sich zu freuen und zu feiern.“ Drozynska, in einen weiten blauen Mantel gekleidet und Schuhe wie fein designte Beutel an den Füßen, sah sich als Aktivistin gegen Patriarchat und Smog in der dauerverrußten Stadt, für ein Europa des gegenseitigen Respekts. Und Galizien? Sie stockte. „Das Wort höre ich immer wieder, habe aber keine genaue Vorstellung davon. Es ist halt da.“

Galizien entstand 1772, als Polen geteilt wurde und Österreich das Gebiet annektierte; der „Economist“ beschrieb Galizien einmal als „erfolgreiche österreichische Erfindung“, die 1918 ihr Ende fand. Polen und Ukrainer lebten in diesem Kronland gleichrangig mit vielen anderen Minderheiten – und ein Drittel der damals 10 Millionen Einwohner waren Juden, ihnen bedeutete Galizien ein schöpferisches Zentrum, „Mutter Israels“. Was war von alldem geblieben?

Am nächsten Morgen schlenderte ein Mann um sieben in der Früh aufmerksam über den Stary Kleparz, einen überdachten Markt, und musterte die Bündel aus Ampfer und Meerrettich, trug schwer an den roten Beeten in seinem Beutel. „Natürlich existiert Galizien“, sagte er, „und zwar in der Kultur. Sie wird jeden Tag immer stärker.“ Er hieß Wojziech Ornat und lud mich zu seinem Restaurant ein, für das er gerade einkaufte. „Galizien war der Prototyp der EU, eine Art moderne Schule für Politiker“, sagte er, als er die Tür zum „Klezmer-Hois“ aufstieß, einem alten mattorangefarbenen Bau. Als Ornat, 54, vor 30 Jahren von seinen Eltern erfuhr, dass sein Uropa Jude gewesen war, vertiefte er sich in die Geschichte Krakaus. „Essen ist ein Teil jeder Kultur“, sagte der Buchverleger, „also stöberte ich in galizischen Kochbüchern aus dem 19. Jahrhundert, befragte die alten Leute nach Rezepten.“ 1992 eröffnete er als erster in Krakau sein Gasthaus mit jüdisch-galizischer Küche; seitdem haben es ihm etliche nachgemacht. Galizische Küche erlebt derzeit eine Renaissance, nach Fastfood und internationalem Allerlei, das mit dem Ende des Kommunismus 1989 dominierte: Nun schwingt sich eine regionale Küche auf, mit Einflüssen aus Österreich-Ungarn und viel Jüdischem, halt Galizien. Nach der Teilung Polens von 1772, sagte Ornat, habe es keine positiven Mythen über den deutschen Kaiser oder den russischen Zar gegeben, welche auch Gebiete annektierten – über den Kaiser in Wien dagegen schon. „Galizien steht heute für das neugierige Polen, das weltoffene.“

Gegenüber seinem Gasthaus schlummerte der jüdische Friedhof, verwitterte Grabsteine inmitten von Brennnesseln. Aber das Viertel Kazimierz erstrahlte vor Leben. Im Keller der Bar „Alchemia“ spielte gerade die Band „aerial rain“ ihren „US Apocalyptic Folk“, draußen standen junge Polen Schlange an den 15 Ständen für die Zapiekanka, der polnischen Baguetteversion eines französischen Croques. Ich hatte Berichte über das Viertel gelesen, die sich über den „Jewrassic Park“ und „old world stetl chic“ mokierten, mir aber gefiel das Aufleben jüdischer Kultur in Kazimierz, welche sich nicht nur ums Essen drehte – da waren das neue Galizien-Museum oder das seit 2008 gegründete Gemeindezentrum. Es wirkte natürlich, neben den vielen anderen neuen Bars, Imbissen und Clubs. Am späten Abend servierte Ornat eine Orgie aus Gans, als Vorspeise zart gekochten Gänsemagen in einer Zwiebelsauce und dann Gänse-Pastrami – die Urform jeder Pastrami aus gesalzenem, gewürztem und geräuchertem Fleisch. Schließlich im Hauptgang gefüllter Gänsehals; eine Art Bratwurst aus Gänseleber und Nudeln. Das Essen kam altmodisch daher, und wirkte dennoch wie die letzte Kreation eines Hipsterkochs.

Dass „Galizien“ in Krakau in vieler Munde war, irritierte mich. Schließlich war es ein rein historischer Begriff. Nicht nur Hotels nannten sich so, auf Plakaten warb eine „Galicja-Band“ für den nächsten Auftritt, eine „Galicja“-Eventagentur um Zuschauer und eine Firma „Berolina Galicja“ pries ihre Computerdienstleistungen; ganz schön viel für ein Land, das es nicht mehr gibt. Bestimmt verliere sich das weiter ostwärts, meinte ich und nahm den Bus nach Lemberg.

Zwischen Südpolen und der Westukraine, also mitten in Galizien, liegt eine Grenze, die keiner so einfach überquert. Kilometerlange Autoschlangen kündigten den grauen, durch zahllose Metallstreben gehaltenen Grenzposten an. Mancher wartet vor diesem Käfig ein, zwei Tage. Der Schriftsteller Joseph Roth, in Galizien geboren, bezeichnete sein Land als „Zwischenreich“, ein Pendel zwischen Unterentwicklung und Fortschritt – für die einen tiefste Provinz, für die anderen kultureller Schmelztiegel und Eldorado, als Erdölfunde Galizien zum ersten Zentrum einer Ölindustrie machten. Ein Zwischenreich war auch diese Grenze, immerhin endet hier der Schengenraum der EU. Als einige meiner Businsassen sich zu weit vom Gefährt weg bewegten, verhaftete man sie und schickte sie zurück nach Polen.

Aus diesem grauen Traum riss mich Lemberg mit seiner Schönheit heraus. Darauf war ich nicht gefasst gewesen: Bauten aus Renaissance, Barock, Klassizismus, Jugendstil – nicht nur einige Häuser luden zu einer Tour der Baugeschichte ein, sondern alle. Die Altstadt zeigte sich wie aus einem Guss und mit einem Charme, der Lemberg in meinen Gedanken viel westlicher liegen ließ. Nicht umsonst diente die Stadt zu Sowjetzeiten als Kulisse für Filme, die in Paris oder Rom spielten.

Es waren die jungen Lemberger selbst, die ihre Straßen füllten, kaum Touristen. Jugend und Lebenseifer prallten mit dem Alter des Gesteins geradezu zusammen. Zuerst genoss ich es nur, dann stellte sich ein komisches Gefühl ein. Etwas fehlte. Und ertappte mich beim Gedanken eine Kulisse zu durchwandeln – da entdeckte ich es: In der Virmenskastraße wiesen die imposanten Hauseingänge seitlich große Kerben auf, in denen einst Mesusa-Behälter steckten; damit hatten Juden ihre Häuser gekennzeichnet. Wenn Galizien existierte, dachte ich: dann mit Leerflächen, wo Zeit und Raum eine komische Beziehung miteinander führten und erinnerte mich daran, wie Ornat zum Abschied in Krakau sagte: „Wir Polen erleiden zuweilen Phantomschmerzen.“ Nun verstand ich, was er meinte.

Joseph Roth hatte über Lemberg als „Stadt der verwischten Grenzen“ geschrieben, aber es war auch eine der verwischten Erinnerungen. Noch in den Dreißigern des vorigen Jahrhunderts hatten 100.000 Juden hier gelebt. Nach 1945 verlor die Stadt 90 Prozent ihrer Bevölkerung, der Nationalismus tötete Galizien. Juden, Polen, sie waren weg. In das neualte Lemberg zogen Ukrainer aus der Provinz und dem Osten, auch Russen. Sie kamen in eine ihnen fremde Stadt. Wie lebte sich das?

Noch in der Virmenskastraße winkte mir ein jung wirkender Mann mit sanften Augen in einem Schelmengesicht zu, er saß vorm Café „Virmenka“. „Unsere Großeltern hatten eine pragmatische Einstellung zu Lemberg“, sagte Ostap Slyvynsky. „Das änderte sich erst in den Siebzigern, genau hier.“ Das Interieur des „Virmenka“ hatte sich seitdem nicht geändert, auch den starken türkischen Kaffee kochte der Kellner in Behältern auf, die wie ehedem in einem Bett aus elektrisch erhitztem Sand standen, eine sowjetische Erfindung. Lemberger lieben Kaffee, eine Tradition, die sie von den Österreichern erlernten. „In den Siebzigern gründeten sich die ersten Hippie-Kommunen in Lemberg. Sie zogen auch Leute aus Russland und anderen Sowjetländern an; es war der erste Versuch, sich ernsthaft mit der Stadt zu identifizieren und sie als natürlich zu empfinden.“ Ein wichtiger Treff war dieses Café gewesen. Ostap Slyvynsky, 39, ist Dichter und lehrt an der Universität über Literatur, ukrainische, russische und polnische. Seit damals, sagte er, sei viel passiert. „Unsere Generation stellt noch mehr Fragen, nach der Geschichte. Wir erschließen uns die Stadt und holen die Erinnerung zurück.“ Slyvynsky zeigte mir Straßen, die noch vor drei Jahren menschenleer gewesen waren und nun lauter Cafés und Kneipen beherbergten. „Diese Entwicklung zu mehr urbaner Identität ist unumkehrbar, ich bin sehr optimistisch.“

Wir tranken in einer Bar ohne Namen den starken Staryi Rynak, einen Likör auf Brandybasis mit Nüssen, Honig und Gewürzen. Einen Ort aber, meinte Ostap, wolle er mir noch zeigen und führte zur armenischen Kathedrale, ein Bau aus dem 14. Jahrhundert, in dessen Chor er bis vor kurzem gesungen hatte. Er zeigte im Schräglicht, das in Streifen durchs Fenster fiel, auf Inschriften in mehreren Sprachen. „Als dies hier Galizien hieß, konnten die Lemberger bis zur Adria fahren, ohne eine Grenze zu überschreiten. Aus westlicher Sicht sind wir östlicher Rand, und im Moskauer Blick der westliche Rand. Also sind wir mittendrin, in Europa.“

Dass dieses mittige Lemberg indes in verschiedene Zeitzonen eingeteilt schien, erlebte ich am Potocki-Palast. Dort posierten Bräute in pastellfarbenen Kleidern und Kinder in bestickten Westen, als passten sie sich dem Bau aus dem 19. Jahrhundert an, da sprang plötzlich wie aus der Zeit gefallen ein junger Mann von der Eingangsmauer. Er dehnte sich kurz, erklomm den Stein wie eine Katze, drehte sich ein, zwei Mal auf einer Ferse und landete mit einem Salto rückwärts wieder auf dem Boden. Das Basecap saß unverändert fest. Oleksandr Bogachuk stellte sich als „BBoy Drud“ vor, ein professioneller Breakdancer. „Ich war acht Jahre lang Projektmanager bei einem IT-Dienstleister, bin aber nun beurlaubt. Ich will erstmal diesen Traum vollends leben, bis ich mit dem anderen weiter mache“, sagte er und sprang wieder auf die Mauer. Aus dem Schatten löste sich seine Frau. „Die Schönheit dieses Palastes erscheint uns Lembergern normal“, sagte Kris Kosyk. „Es gibt aber noch ein anderes Lemberg.“

Mit dem Auto fuhr sie die Eisenbahnbrücke entlang zum Südteil, hin zu einem drei Jahre alten Hochhaus, vor dessen Glasfassade die Europafahne wehte. Kosyk nahm den Fahrstuhl in den sechsten Stock von „SoftServe“, hin zu Glaskästen mit riesigen Bildschirmen auf bunten Teppichen. 1993 von ehemaligen Studenten gegründet, ist das Unternehmen mit 3000 Mitarbeitern in Lemberg der größte IT-Dienstleister der Ukraine. Kosyk fing hier auch als Studentin an, heute ist die 35-Jährige Vizepräsidentin. „Lemberg ist ein traditionelles Wissenschaftszentrum“, sagte sie. Tatsächlich war die Stadt ein Zentrum der Mathematikforschung, von galizischen Zeiten bis heute. „Als IT in den Neunzigern aufkam, besaß man hier schlicht die Hardware und startete durch“, lächelte Kosyk. Jedes Jahr entlassen die Lemberger Universitäten 4000 diplomierte IT-Spezialisten. „Wir arbeiten global, reisen viel“, sagte Kosyk. Dies habe der Stadt einen psychologischen Wechsel beschert. „Wir sehen Lemberg mit modernem kosmopolitischem Blick.“ Und ja, da sei dieses Gefühl „galizisch“ zu sein, sagte sie. „Wir sprechen auch Ukrainisch mit einem polnischen Slang. Und wir lieben unsere alte Stadt, unsere Wohnungen mit vier Meter hohen Decken.“ Bei der Frage nach den vormaligen Bewohnern ihres Hauses dachte Kosyk nicht lange nach. „Diese Geschichte ist verloren. Ich wüsste nicht, wen ich fragen sollte.“ Auch sei sie mit der Veränderung der Gegenwart beschäftigt. Da habe der Gedanke daran, wer früher in ihrem Haus gewohnt hatte, „nicht die erste Priorität“.

Lemberg war zweifellos ein Zentrum. Bevor ich zum Hotel George zurückkehrte, einem an eine Oper gemahnenden Bau mit je einer Statue an den vier Außenecken als Sinnbilder für Europa, Asien, Amerika und Afrika, passierte ich einen Stadthügel, welcher die Grenze der Europäischen Hauptwasserscheide bildet: Nördlich davon fließen alle Flüsse in die Ostsee, südlich münden sie im Schwarzen Meer. Eine Grenze gab es offenbar auch für manche Geschichten, nicht jede wurde bewahrt. Auf meinem Stadtplan war ein „Ehemaliges jüdisches Krankenhaus“ im Nordwesten markiert, als ich es aufsuchte, war es von einer Mauer umgeben. Die Tore verschlossen. Durch eine Lücke in einem Bauzaun schlüpfte ich in den verwilderten Garten. Hier und da einzelne fußballgroße Steine, welche nur durch das Moos in den Rillen der hebräischen Inschriften offenbarten, dass sie einmal zu Gräbern gehörten. Und überall wieder Brennnesseln.

Endlich machte ich mich auf zum Mittelpunkt von Europa. Kurz vor Dilowe sollte er liegen, einem Dörfchen in den Waldkarpaten. Das Auto mühte sich sieben Stunden lang über an Schlaglöchern nicht armen Asphalt, vorbei an undurchdringbarem Dickicht und kargen Holzhütten. Plötzlich schlug die Theiß, welche treu den Straßenverlauf begleitete, einen Haken. In der Kurve der Gedenkstein, umschlossen von Bergen wie ein Endpunkt. „Ewiger Ort“, stand auf ihm in Latein, „mit großer Sorgfalt bestimmt“.

Klar, Mittelpunkte Europas gab es mehrere. Die Ostgrenze war nie eindeutig festgelegt, und mal wurden die Meere hinzugezählt, mal nicht. Auch geriet dieser Mittelpunkt kaum spektakulär: nirgends eine Seele; lediglich eine schweigsame Alte, die Bärenfelle und eingelegte Pilze auf einem Holztisch anbot, als ginge es von hier nur noch zum Ende der Welt. Doch die Stille toste mit einem Mal laut in meinem Kopf. Wie mondän waren Krakau und Lemberg, zentral und lebendig zugleich. So viel Geschichte, so viel Aufbruch. Ich war belehrt. Eine Reise in die Vergangenheit hatte ich angetreten, gestoßen aber war ich auf die Vision eines neuen Europas.