
Im Jahr 1985 schlossen sich ein paar junge Schreibende und Fotografierende in der schwäbischen Provinz zu einer Reportergemeinschaft zusammen. Fernab der großen Medienzentren Hamburg, Berlin und München prophezeiten viele das Scheitern. Noch größer war die Skepsis, als unsere Gründerinnen und Gründer ein solidarisches Modell wagten: Alle Honorare flossen in einen gemeinsamen Topf und wurden nach Bedarf entnommen.
Doch es funktionierte. Wir bekamen Aufträge, neue Mitglieder, und die engagierte Sozialreportage wurde schnell zum Kernelement von Zeitenspiegel. Um solche Geschichten auch außerhalb unserer Gemeinschaft zu fördern, riefen wir 1998 erstmals im Namen unseres Ehrenmitglieds, der Fotografin Hansel Mieth, einen eigenen Reportagepreis aus. Er und das Gabriel-Grüner-Stipendium – benannt nach unserem im Kosovo-Krieg erschossenen Kollegen – zählen heute zu den renommiertesten Auszeichnungen im deutschen Journalismus.
Im Lauf der Jahre gründeten wir einen Kindergarten und eine Reportageschule. Mit der Culture Counts Foundation starteten wir die globale Reportageserie „Peace counts“ über Friedensstifterinnen und Friedensstifter. Mit einem ähnlich konstruktiven Ansatz erscheint seit zehn Jahren unser Mut-Magazin – als Beilage in bis zu 20 Tageszeitungen und mit einer Auflage von rund 800.000 Exemplaren. Ein Herzensprojekt, preisgekrönt, ebenso wie viele unserer Reportagen.
Unser Zuhause ist bis heute Weinstadt, ein idyllischer Flecken zwischen Rebhängen im Stuttgarter Speckgürtel. In einem ehemaligen Bauernhaus betreiben wir hier das stern-Büro Baden-Württemberg. Andere Zeitenspieglerinnen und Zeitenspieglern sitzen unter anderem in Hamburg, Dortmund, Berlin, Leipzig, Kopenhagen, Manila oder Peking. Gemeinsam entwickeln wir jede Woche neue Ideen: für Tageszeitungen, Magazine, Radio und TV.
Wir denken in vielen Erzählformen: politische Analysen, Kolumnen, Podcasts, Videostorys. Und natürlich in der klassischen Reportage in Bild und Text. Seit vier Jahrzehnten gilt dabei dieselbe goldene Regel: Gute Geschichten haben viele Facetten. Und die wollen wir erzählen.
Stimmen zu Zeitenspiegel:
„Der letzte und einzige Kibbuz auf deutschem Boden.“
Stefanie Rosenkranz, Stern-Reporterin
„Ihr seid doch Neo-Hippies!“
Souleymane Oulai, ivorischer Radiomoderator und ehemaliger Rastaman
„Ein bisschen pietistisch, aber weltoffen.“
Markus Grill, Journalist beim Rechercheverbund WDR/NDR/Süddeutsche Zeitung
„Das Geld war immer knapp, aber ich war der freieste Mensch auf Gottes Erdboden, ich konnte mir die Geschichten aussuchen, die ich machen wollte, und reisen, wohin ich wollte.“
Jürgen Schaefer, Chefredakteur bei GEO über seine Zeit bei Zeitenspiegel
„Wenn ihr an die Börse geht, will ich das wissen.“
Thomas Osterkorn, Ex-Chefredakteur des Stern
„Seitenzwickel – Wer ist das?“
Elaine Miradour, Fernsehmoderatorin im Staatsfernsehen der Elfenbeinküste
Was ist Zeitenspiegel? Eine “beschützende Werkstatt” wie manche spotten?
Stephanie Nannen, freie Autorin
„Ich schätze die innere Haltung bei Zeitenspiegel und glaube daran, dass gute Schreiber immer gebraucht werden. Wer guten, engagierten, aufklärerischen Journalismus will, wer die Unverdrossenheit schätzt, mit der sich Zeitenspiegel in Projekten wie „Peace Counts“ den Problemen der Dritten Welt widmet, wer Sinn und Verantwortung großschreibt, der muss dieser Reportergemeinschaft wünschen, dass es sie noch lange gibt.“
Ingrid Kolb, Stern-Autorin, ehemalige Leiterin der Henri-Nannen-Schule