Zeitenspiegel Reportagen

Ein paar Stimmen zu Ivo

09.12.2023

Anfang Dezember verstarb unser Kollege und Freund Ivo Saglietti in Genua. Ivo war mehr als zwanzig Jahre Mitglied bei Zeitenspiegel. Er fehlt. Hier ein paar Stimmen aus unseren Reihen.

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Lieber Ivo, an der Wand über meinem Bett hängt ein Bild von mir. Ich bin darauf erst ein paar Monate alt und du hast es gemacht. Ich schaue über Ulis Schulter, der mich auf dem Arm hält, in die Welt, so als würde ich gespannt darauf sein was sie mir zu bieten hat. Ich liebe das Bild weil es soviel mehr erzählt als nur diesen einen Moment, es zeigt einen ganzen Charakter. So sind, denke ich, viele deiner Bilder und sie zeigen, was für einen Blick du für die Menschen um dich herum hattest. Das ist so viel wert, das weiß ich. Ich hoffe, dass deine Welt dir genauso viel Wundervolles zu bieten hatte, und dass du bis zum Schluss in liebevollen und vertrauenswürdigen Händen sein durftest. Wir werden dich nie vergessen, nicht die schönen Abende in Öschelbronn, nicht die Agenturs-Partys und auch niemals deine Bilder.
Deine Hannah

Lieber Ivo, was bleibt, wenn einer geht, einer wie Du? An welche Deiner Fotos werden wir uns in einigen Jahren noch erinnern, in diesen bildgewaltigen Zeiten? Ich glaube, Dein Vermächtnis sind nicht nur die Bücher und Bilder. Es sind die Emotionen, die Deine Bilder auslösen. Du bist der Wind, wir sind das Windspiel, das Du zum Klingen bringst. Manche Deiner Bilder erzeugen in mir ein Gefühl von Verlorenheit. Menschen auf der Flucht, Menschen ohne Halt und ohne Beziehung zu anderen. Deine Protagonisten sind oft allein, sie wirken verletzlich, und zugleich stark. Sie verlangen Aufmerksamkeit, das Kostbarste, was wir haben. Und Respekt vor ihrer Einzigartigkeit. Eins meiner Lieblingsfotos ist das schwerkranke Kind aus Tschernobyl und die Ärztin. Sie haucht ihm einen Kuss auf die Wange. Das Kind lächelt. Danke für den Wind.
Ingrid Eißele

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Zum Ärger etlicher meiner Kollegen unterscheide ich in meinem Beruf zwischen erleuchteten Fotografen und anderen, die auch gut sind. Ivo zählte für mich zu den Erleuchtesten. Dies umso mehr, als er seine Kunst, seine Kraft und seine Begeisterung in den Dienst der Menschen stellte. Von dem Verlangen nach Gerechtigkeit beseelt, machte er sich sofort auf die Reise an die Orte, die weh taten: das Chile Pinochets, Haiti, Bosnien, Kosovo oder an die Balkanroute nach Idomeni. Meist hatte er keine Aufträge, die wenigstens seine Kosten gedeckt hätten. Aber zurück kam er mit Bildern, die jedem Betrachter unmissverständlich klar machten, durch welche Höllen die Menschen dort zu gehen gezwungen waren. Was mehr kann ein Fotograf tun! Seit mehr als zwanzig Jahren hat er meinen Weg bei Zeitenspiegel geteilt. Ich bin ihm dankbar dafür. Er ist mir Vorbild.
Uli Reinhardt

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Umarmen konnte man dich gut. Plötzlich war dann diese Nähe da, die in deinen Bildern ein Kontinuum war. Ein Verständnis füreinander gab es auch stets. Also, un abbraxxo, für deine Reise!
Jan Rübel

Ivo war für mich immer ein im besten Sinne eigenwilliger Foto-Künstler.
Rainer Nübel

Adieu l’Artiste! Adieu le Toulonnais!
Éric Vazzoler