Zeitenspiegel Reportagen

Hansel-Mieth-Preisfeier in Fellbach

06.05.2011

Bei der Verleihung des diesjährigen Zeitenspiegelpreises „Hansel Mieth“ hat Festredner Bernhard Pörksen die Medienlandschaft in Deutschland scharf kritisiert. „Die Reportage als dokumentarische Kunst findet nur noch wenig Platz“, sagte der Direktor des Instituts für Medienwissenschaften an der Tübinger Universität. „Es braucht Schutzzonen, die beweisen, was doch machbar ist.“ Die Lage der Printbranche habe sich zwar verschlechtert. „Aber es herrscht zu viel Selbst-Zerknirschung“, sagte er in seinem Festvortrag am 5. Mai im Fellbacher Rathaus. „Die Zeitung wird zu leichtsinnig und zu früh ins Grab geredet.“ Schließlich gebe es noch kein publizistisches Forum, welches Themen in ähnlicher Relevanz zusammenstelle. Pörksen attestierte der Medienbranche einen „modernisierungshungrigen Opportunismus“.

Die Verleihung der Hansel-Mieth-Preises 2011. /media/images/HMP_2011_03.jpgDie Preisträger (v.l.n.r.): Autorin Susanne Krieg, Fotograf David Gillanders, Autor Markus Wanzeck und Fotografin Kathrin Harms.

Die Verleihung der Hansel-Mieth-Preises 2011. /media/images/HMP_2011_01.jpgEva Hosemann vom Stuttgarter Theater „Die Rampe“ liest die prämierte Reportage.

Es ging also saftig zu bei der Preisverleihung des Zeitenspiegel-Preises. Kurz zuvor hatte Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm in seiner Begrüßung noch die Tradition des Hansel-Mieth-Preises gelobt. „Ich habe das Gefühl, dass die Preisverleihung schon ein Stück Familienfest geworden ist“, sagte er.

Die diesjährige Auszeichnung erhielten Susanne Krieg (Text) und David Gillanders (Fotos) für ihre im Magazin „Geo Special“ erschienene Reportage über den Niedergang der Glasgower Arbeiterviertel am Beispiel einer Arbeitslosenfamilie in dritter Generation.

Das Gabriel-Grüner-Stipendium 2011 nahmen Markus Wanzeck (Text) und Kathrin Harms (Fotos) für ihr Vorhaben entgegen, ein ehemaliges Adoptivkind auf seiner Reise zur Herkunftsmutter in Nepal zu begleiten.

Überreicht wurden die Auszeichnungen von Wolfgang Grüner, dem Bruder des 1999 im Kosovo ermordeten Journalisten Gabriel Grüner. In diesem Jahr tagten die Juroren von Preis und Stipendium erstmals in der Gemeinde Mals in Südtirol, dem Geburtsort von Gabriel Grüner. Mit dem Hansel-Mieth-Preis erinnert die Agentur Zeitenspiegel an ihr 1998 verstorbenes Mitglied Johanna “Hansel” Mieth.

Musikalisch umrahmt wurde die Preisfeier von Improvisationen des Pianisten Patrick Bebelaar, die Reportage las Eva Hosemann vom Stuttgarter Theater „Die Rampe“ dem Publikum vor.

Die Verleihung der Hansel-Mieth-Preises 2011. /media/images/HMP_2011_02.jpgV.l.n.r.: Autorin Susanne Krieg, Fotograf David Gillanders, Fotografin Kathrin Harms und Autor Markus Wanzeck.