Zeitenspiegel Reportagen

Fischers Hitze

Erschienen in "Greenpeace Magazin" 4.23

Von Fotograf Sascha Montag und Autor Markus Wanzeck

Die Klimaerwärmung macht Ökosystemen besonders zu schaffen, die bisher wenig Beachtung fanden: den Seen. Binnenfischer bemerken bereits einen tiefgreifenden Wandel. Forschende versuchen zu verstehen, was unter der Wasseroberfläche passiert.

Morgennebel liegt in der Luft und das Geschrei von Gänsen, als Fischer Wolfgang Schröder ablegt, fünf Mann, vier Boote. Die Boote sind zu einer Insel vertäut. Unter dem Tuckern von zwei Außenbordmotoren driftet sie durchs dämmrige Havelland, rund fünfzig Kilometer nordwestlich von Berlin. Den Rhin rauf, gen Gülper See.

Viel ist schon vorbeigetrieben an der Fischerei Schröder im Fluss der Jahrzehnte. Die Weimarer Republik. Zwei Weltkriege. Die DDR. Der Familienbetrieb konnte sich immer über Wasser halten. Wolfgang Schröder, Jahrgang ’66, führt ihn in vierter Generation. Doch wenn er den Blick in die Zukunft richtet, legt er seine Stirn in Sorgenfalten. „Als Fischer siehst du die Natur anders als als Landwirt“, sagt er. „Der Landwirt macht sich die Natur untertan. Ich muss auf die Natur achten, mich an ihr orientieren.“

Altbekannte Orientierungspunkte aber schwinden. Die Stechmücken beispielsweise, die Abend für Abend ausschwärmen. Werden immer weniger, erzählt Fischer Schröder.

Prima, könnte man meinen.

Schlecht, sagt Schröder. Weniger Regen. Weniger Feuchtgebiete für die Mückenlarven. Weniger zu futtern für den Fischnachwuchs.

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Erschienen in Greenpeace Magazin 4.23.