Zeitenspiegel Reportagen

Hansel-Mieth-Preis für "Die Spende"

08.03.2020

Dominik Stawski (Text) und Patrick Junker (Fotos) werden für ihre Reportage „Die Spende“ mit dem Hansel-Mieth-Preis 2020 ausgezeichnet. Erstmalig erhält damit ein Team sowohl den Hansel-Mieth-Preis als auch die Auszeichnung für die beste Digitalreportage.

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Ein Jahr lang haben Dominik Stawski und Patrick Junker recherchiert, immer entlang der Frage: Was passiert, wenn ein Mensch stirbt und seine Organe gibt, um andere zu retten? Die Reise eines Herzens. Ihre Reportage „Die Spende“ ist im Magazin Stern und auf stern.de erschienen.

Die Reportage beeindruckte die Jury aufgrund der Nähe, mit der Autor und Fotograf das Thema beleuchten. „Beeindruckend, mit welcher Ausdauer und Akribie sich Fotograf und Autor einem Thema genähert haben, das uns alle betrifft“, so die Jury-Vorsitzende Ingrid Eißele. Juror und Spiegel-Reporter Alexander Smoltczyk sagte: „Man spürt das Herz in der Hand des Chirurgen. Die beste Geschichte über Organtransplantation, die ich je gelesen habe.“ Die Journalistin Stephanie Nannen war beeindruckt von Junkers Fotografie: „Das Aufmacherbild hat etwas Sakrales, man spürt die Stille über den Bildern, zwischen dem Geschäftigen, dem Technischen ist diese Ruhe spürbar.“

Für den Hansel-Mieth-Preis, der 2020 zum 22. Mal verliehen wird, wurden 128 Bewerbungen eingereicht. Er ist mit 6000 Euro dotiert. Die Reportergemeinschaft Zeitenspiegel Reportagen erinnert mit dem Preis an ihr 1998 verstorbenes Ehrenmitglied Johanna „Hansel“ Mieth, die sich als Fotoreporterin für das US-amerikanische Magazin Life sozialen Themen widmete. Der Preis würdigt herausragende engagierte Reportagen. Die Qualität von Text und Fotos wird dabei gleichermaßen gewichtet.

Preisträger Dominik Stawski über die Hintergründe der Recherche:

„Ein Jahr lang hat der Stern recherchiert, um diesen Weg vom Spender zum Empfänger detailliert zu beschreiben und die Fragen, die sich dabei stellen, beantworten zu können. Wir haben beobachtet, wie bei einer Frau der Hirntod diagnostiziert wurde, wie bei einer anderen Frau die Organe entnommen, wie zwei Männern Herzen transplantiert wurden. Wir sahen, wie Menschen gerettet wurden, während andere es nicht schafften.

Warum widmen wir uns diesem Thema so ausführlich? Weil es in der aktuellen Diskussion um die Organspende und die sogenannte Widerspruchslösung vor Meinungen nur so wimmelt, aber viele Fakten außen vor bleiben. Wer bestimmt wie, dass ein Mensch tot ist? Wer entscheidet, wer welches Organ bekommt? Wie funktioniert die Entnahme im OP? Wie die Transplantation?

Die Antworten darauf sind wichtig, weil wir alle einmal Spender oder Empfänger werden könnten. Dann, wenn einem Menschen zum Beispiel eine Ader im Kopf platzt und eine so schwere Blutung auslöst, dass sein Gehirn abstirbt. Oder wenn aus einem scheinbar harmlosen Infekt eine Entzündung wird, die sich bis zum Herzmuskel ausbreitet und ihn schwer schädigt. Dann braucht der Mensch ein neues Herz.

Über der Diskussion schwebt die eine, schwierige Frage, der viele gerne ausweichen. Spenden oder nicht?“

Die mit dem Hansel-Mieth-Preis digital ausgezeichnete Multimedia-Reportage „Die Spende“ erschien später als eigenständige Erweiterung der gedruckten Fassung. Die jeweiligen Jurys der Hansel-Mieth-Preise Print und digital kamen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass die Arbeiten von Dominik Stawski und Patrick Junker die besten Einsendungen in ihrer Kategorie waren. Es handelt sich um unterschiedliche Beiträge zum selben Thema, jeweils von außerordentlicher Qualität.

Folgende Reportagen wurden im Rahmen des Hansel-Mieth-Preises 2020 ebenfalls ausgezeichnet. Sie werden zusammen mit dem Gewinnerbeitrag im Sammelband „Hansel-Mieth-Preis 2020“ (Schwoerer Verlag) veröffentlicht. Das Buch kann bei Zeitenspiegel Reportagen (agentur@zeitenspiegel.de) bestellt werden.

  • „Doktor Gammel holt ein Kind“ (stern Extra – Zeit für Helden) von Jonas Breng und Tamina-Florentine Zuch

  • „Ja! Jaa! Jaaa!“ (Die Zeit) von Nicola Meier und Julia Sellmann

  • „Freiwild“ (Stern) von Jan Christoph Wiechmann und Karl Mancini

  • „Eiszeit am Baikal“ (Geo) von Jens Mühling und Justin Jin

  • „Das Traumhaus“ (Stern) von Josef Saller und Ingmar Björn Nolting

  • „Spiel mit dem Tod“ (Süddeutsche Zeitung Magazin) von Gabriela Herpell und Armin Smailovic

  • „Hin und weg“ (Süddeutsche Zeitung Magazin) von Bastian Berbner und Matthias Ziegler

  • „Ein Ausflug ins Grauen“ (Zeit Magazin) von Emilia Smechowski und Ina Niehoff

  • „So lebt Christian seinen Fetisch aus“ (Vice) von Marvin Xin Ku und Julian Mittelstaedt

Die Jury

Ingrid Eißele (Vorsitzende der Jury, Zeitenspiegel Reportagen), Christoph Borgans (Reporter), Gesa Gottschalk (Geo), Anton Hunger (Publizist), Georg Mair (Stellvertretender Chefredakteur des Südtiroler Wochenmagazins ff), Stephanie Nannen (Autorin), Ulrike Posche (Stern), Michael Schmieder (Gründer des Schweizer Demenz-Wohnheims Sonnweid), Alexander Smoltczyk (Der Spiegel), Peter Unterthurner (Bildredakteur), Jonas Wresch (Fotograf)

Die Preisverleihung

Die Verleihung der Hansel-Mieth-Preise findet im Rathaus Fellbach (bei Stuttgart) statt. Der genaue Zeitpunkt wird noch bekannt gegeben.