Zeitenspiegel Reportagen

Recherchen im Hochwassergebiet

23.08.2021

Fünf Reporterinnen und Reporter von Zeitenspiegel waren in den vergangenen Wochen auf Recherche in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern, um im Auftrag des stern mit Betroffenen der Hochwasserkatastrophe zu sprechen.

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Das Team beschäftigte sich über die einzelnen Recherchen hinaus auch mit der Frage, wie die Balance zwischen Aktualität und einem umsichtigen Umgang mit Menschen in Extremsituationen gelingen kann. Zeitenspiegel-Autorin und stern-Korrespondentin Ingrid Eißele sprach darüber in einem Interview mit stern.de:

„Von anderen Katastrophen – vor allem nach Terroranschlägen oder Amokläufen – wissen wir, wie kritisch die Stunden und Tage danach sind. Dass die Menschen noch unter Schock stehen, sie eigentlich eine gewisse Zeit brauchen, um den Schock zu verarbeiten. Wir wollen mit Menschen in Extremsituationen in Kontakt kommen, denen binnen weniger Stunden jede Sicherheit weggerissen worden war. Wir sind keine Psychologen, keine Notfallseelsorger, keine Helfer – also ehrlicherweise aus Sicht der Betroffenen ziemlich überflüssig. Dennoch sprachen nahezu alle mit uns, die wir um ein Gespräch baten. Das hat gewiss auch damit zu tun, dass sie sich das Erlebte von der Seele reden wollten, aber es ist auch ein Vertrauensbeweis, der uns auch über die Recherche hinaus in die Verantwortung nimmt. Es hilft, wenn man sich manchmal selbst fragt: Wäre ich selbst betroffen, was würde ich ertragen können? Klar, wir müssen unseren Job machen, dazu brauchen wir viele Informationen. Aber wir tragen zugleich Verantwortung, und das heißt, Gesprächspartnern keinen Schaden zuzufügen. Enorm wichtig waren dabei: Zeit, Ruhe und Geduld. Auch die Geduld der stern-Kolleginnen und -Kollegen in Hamburg, die um den Faktor Zeit wissen und die auf ihre Leute vor Ort vertrauen. Auf manche Gesprächspartnerinnen und -partner mussten wir einige Tage warten, bis sie Zeit und Ruhe fanden.“

Das ganze Interview ist hier nachzulesen:

https://www.stern.de/panorama/gesellschaft/als-reporterin-im-flutgebiet—-wir-sind-keine-psychologen—keine-notfallseelsorger—keine-helfer—30641826.html

Aus den Recherchen entstanden zwei Titelgeschichten fürs gedruckte stern-Heft, mehrere Beiträge für die Digitalkanäle, außerdem eine große Chronologie der Ereignisse und Helferportraits für das hundert Seiten starke Sonderheft „Die Flut – Chronik einer angekündigten Katastrophe“.

Die Veröffentlichungen im Überblick:


Trauer um die Toten, Wut auf die Behörden: „Wir sind nicht rechtzeitig gewarnt worden“

In Sinzig hat das Hochwasser eine Straße besonders verwüstet. Zwölf Bewohner eines Heims starben. Ortstermin in der Pestalozzistraße. Von Frank Brunner

https://www.stern.de/panorama/wetter/flut-in-sinzig—trauer-um-tote—wut-auf-behoerden—-sind-nicht-rechtzeitig-gewarnt-worden—30619256.html


Die Schrecken der Flutnacht in Bad Neuenahr: „Die Schreie kamen von meiner Mutter“

Der Vater floh vor mehr als 40 Jahren aus dem syrischen Aleppo. In Bad Neuenahr fand er ein neues Zuhause. Jetzt liegt es in Trümmern. Seit zwei Wochen trifft sich die gesamte Familie Mardo jeden Tag zum Wiederaufbau. Von Frank Brunner

 https://www.stern.de/p/plus/gesellschaft/die-schrecken-der-flutnacht—-die-schreie-kamen-von-meiner-mutter—30637290.html


„Schlimmer als im Krieg“: Wie ein Bürgermeister versucht, sein Dorf wieder aufzubauen

Am Tag nach dem Hochwasser gleicht das rheinland-pfälzische Schuld einem Trümmerfeld. Der Bürgermeister versucht zu helfen. Doch die Verzweiflung in der kleinen Gemeinde ist groß. Von Frank Brunner

https://www.stern.de/p/plus/gesellschaft/hochwasser-in-schuld—ein-buergermeister-versucht—seinem-dorf-zu-helfen-30618048.html


Titelgeschichte stern 30/2021:

Stunden, die niemand vergessen wird

Es waren kleine Flüsse, die in der vergangenen Woche zu Wasserwalzen wurden – und vielen Menschen alles nahmen. Mitarbeit: Frank Brunner, Ingrid Eißele, Hannah Möller, Jelca Kollatsch

https://www.stern.de/p/plus/gesellschaft/ueberschwemmungen—stunden—die-niemand-vergessen-wird-30623234.html


Titelgeschichte stern 31/2021:

Was vom Leben übrig blieb

Es war eine Katastrophe und sie ist nicht vorbei. Der stern traf Menschen, die fast alles verloren haben – nur ihre Hoffnung nicht. Mitarbeit: Frank Brunner, Ingrid Eißele, Hannah Möller, Isabel Stettin

https://www.stern.de/p/plus/gesellschaft/nach-der-flut—was-vom-leben-uebrig-blieb-30633090.html


Bürgermeister von Sinzig: „Was wir in die Toiletten werfen, kommt fast ungefiltert wieder raus”

Die Kanalisation ist weg, das Stromnetz überlastet, die Schule zerstört. Andreas Geron, Bürgermeister von Sinzig, ist wie viele seiner Verwaltungsbeamten selbst Opfer der Flut. Und kämpft seit zwei Wochen trotzdem jeden Tag darum, dass ganz Sinzig wieder auf die Füße kommt. Ein Gespräch über Trauer, unmenschliche Belastungen und die leise Hoffnung auf bessere Zeiten. Von Ingrid Eißele

https://www.stern.de/p/plus/gesellschaft/-alles-was-wir-in-die-toiletten-werfen—kommt-ungefiltert-wieder-raus—30638512.html


stern-Sonderheft:

Die Flut. Chronik einer angekündigten Katastrophe

Hundert Seiten über eine Katastrophe, die mehr als 180 Menschen das Leben kostete. An der Chronik (ab Seite 27) arbeiteten mit: Frank Brunner, Ingrid Eißele, Hannah Möller.

https://shop.stern.de/de_DE/einzelhefte/sonderausgaben/stern-sonderheft-epaper-01-2021/2029186.html


Die Helden und Helfer: Gesichter der Mitmenschlichkeit

Der Schlamm war noch nass, als die Ersten kamen: Nicht nur Profis, auch ganz normale Menschen wollten helfen, wo immer sie konnten. Auf die Flut folgte eine Welle der Solidarität. Mitarbeit: Isabel Stettin, Andrea Mertes

https://www.stern.de/panorama/gesellschaft/-fotostrecke—die-anpackenden-nach-der-flut-30638148.html


Der Feuerwehrmann Ernst Meyer wollte helfen. Das wurde ihm zum Verhängnis

Eigentlich war er pensioniert. Aber wo Hilfe Not tat, war er zur Stelle. Auch am Abend des 14. Juli, als das Wasser in Nettersheim in der Eifel zur tödlichen Falle wurde. Der Ort trauert um einen Mann, der die Gemeinde seit Jahrzehnten prägte. Von Frank Brunner

https://www.stern.de/p/plus/gesellschaft/der-feuerwehrmann-ernst-meyer-wollte-helfen—das-wurde-ihm-zum-verhaengnis-30639316.html


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Winzer helfen im Flutgebiet: Die Reben der Anderen

Sie kommen aus Baden, Hessen oder von der Mosel: Viele Winzer lassen die eigene Arbeit liegen, um den Kollegen an der Ahr zu helfen. Von Frank Brunner (Foto: (c) Theo Barth)

https://www.stern.de/p/plus/gesellschaft/die-reben-der-anderen-30646294.html