Zeitenspiegel Reportagen

Ukraine-Filmdoku von Carsten Stormer

03.03.2023

Carsten Stormer hat für arte einen Dokumentarfilm in der Ukraine gedreht. In „Kriegsverbrechen auf der Spur“ begleitet er die Arbeit der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch – die Experten sammeln Daten und lassen sie von IT-Spezialisten, Daten-Forensikern sowie Journalisten auswerten. Ziel: Beweismaterial für den Internationalen Strafgerichtshof.

Seit einem Jahr tobt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Spätestens seit dem Massaker von Butscha im Frühjahr 2022 ist offenkundig, dass russische Soldaten schwere Verbrechen an der ukrainischen Zivilbevölkerung begehen. Um sie zu dokumentieren und somit Verantwortliche ausfindig zu machen, sind im ganzen Land Ermittlerinnen und Ermittler unterwegs.

alt text

Die US-Amerikanerin Belkis Wille ist stellvertretende Direktorin der Abteilung Krisen und Konflikte bei Human Rights Watch und seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine regelmäßig im Land unterwegs. Sie dokumentiert Kriegsverbrechen, die russische Soldaten an der ukrainischen Zivilbevölkerung begangen haben sollen. Überlebende in den noch vor Monaten besetzten Gebieten berichten ihr von Verschleppung, Vergewaltigung, Folter und Mord. In der Region Charkiw sucht Belkis Wille nach Beweisen, dass russische Truppen für den Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk am 8. April 2022 verantwortlich waren. Aus einem Dorf in der Nähe von Isjum soll die ballistische Rakete abgefeuert worden sein, die auf dem Bahnhofsgelände 57 ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten tötete.

Die Daten und Beweise, die Wille vor Ort in der Ukraine sammelt, werden im Berliner Büro von Human Rights Watch von IT-Spezialisten, Datenforensikern und Journalisten ausgewertet. Im Digital Forensic Lab fügen sie Social-Media-Videos, Youtube-Clips und Satellitenaufnahmen zu 3-D-Modellen zusammen. Zusammen mit den Daten, die vor Ort von Wille gesammelt wurden, können sie so den Angriff auf Kramatorsk detailgetreu nachverfolgen.

Alles muss hieb- und stichfest nachgewiesen werden, denn Human Rights Watch will die gesammelten Beweise Ermittlern ukrainischer Behörden oder auch dem Internationalen Strafgerichtshof zur Verfügung stellen.

Die Doku kann hier in der arte-Mediathek abgerufen werden.